Anna Boss blogt hier unregelmässig über Mehliges
Wenn man beginnt, sich mit dem Backen mit Sauerteig auseinander zu setzen, ist man oft ein bisschen abgeschreckt. Auch erlebe ich öfter, dass mich Menschen auf mein Hobby ansprechen und dabei gleich verlauten lassen, dass das «ja so viel Aufwand ist überhaupt Anstellgut zu züchten» oder sie wegen der Fütterung der Sauerteigkultur «nicht in die Ferien reisen können».

Das Anstellgut wird oft fälschlicherweise bereits Sauerteig genannt. Anstellgüter (Mehrzahl tönt es irgendwie lustig) kursieren auch als «Herberts», «Hansuelis» oder sonstigen lustigen Namen überall umher. Ebenfalls haben viele Leute das Gefühl, wenn sie dann mal Sauerteigbrot backen wollen, dass sie ihr Anstellgut (auf Englisch übrigens bezeichnend «starter» genannt) selber anzüchten müssen (dauert etwa 4-5 Tage). Weshalb der Aufwand? Weshalb nicht jemanden fragen und dort eine Portion «abzwacken»? 4 Gramm Anstellgut, zusammen mit 10 Gramm lauwarmen Wasser und 10 Gramm gutem Mühle Mehl genügen und schon hat man wieder sein Triebmittel. Diese 24 Gramm reichen bereits wieder aus um einen Sauerteig hinzukriegen und damit x-beliebig viele schöne Brote zu backen. Das ist doch faszinierend! Viele Leute sind tatsächlich bereits während oder nach der Zucht des Anstellguts frustriert. Und dann das Füttern um das kostbare Güetli am Leben zu erhalten! Früher dachte ich, dass ich mindestens wöchentlich, ob ich nun Brot backe oder nicht, die Anstellgüter mit 100 Gramm Mehl füttern muss – was für eine Verschwendung! Man mutet den Dingern ein bisschen zu wenig zu, sie sind resistenter als man so denkt. Da kommt mir in den Sinn, meine letzten Brote und somit meine letzte Fütterung des Anstellguts ist bereits einen Monat her (es war schlicht zu heiss zum Backen)! Sie sollten aber jetzt schon mal wieder Nahrung kriegen, die Dinger! Worauf ich nun aber eigentlich hinaus will: wenn der Einstieg mal gemacht ist und der Wille am Ausprobieren da, lernt man immer ein Stücklein dazu. Mich selber bei diesem Lernprozess zu beobachten, finde ich fast ebenso spannend wie «der Deckel-weg-Moment» beim Backen.

Ps: Meine Babys heissen übrigens «Brotzillas» und ich gebe immer gerne davon ab.