Vorgeschichte
«Wann die erste Mühle zu Schönenbühl erbaut wurde, liegt im Dunkel der Geschichte. Erstmals schriftlich erwähnt wird sie in einem Zinsrodel der Herrschaft Laupen von 1502. Erst über 100 Jahre später werden die Besitztümer des Müllers in Schönenbühl konkret genannt. Neben der Mühle soll auch etwas Land, eine Sägerei, eine Schleiferei dazugehört haben. 1689 wurde der Wert der Mühle auf 2550 Berner Kronen geschätzt, eine damals ansehnliche Summe, für die ein Zimmermeister damals 29 Jahre hätte arbeiten müssen. Laut einem Kaufvertrag von 1701 gehörten zum Mühlebetrieb zwei Mahlwerke, eine Rönnle, Stampfi und Reibe sowie ein Wohnhaus der Müllerfamilie.
1715 vergrössterte sich der Mühlebesitz durch den Kauf eines Bauerngutes in Schönenbühl erheblich. Bis in die 1730er Jahre befand sich die Mühle oft im Besitz von Müllern, die nicht aus der Gegend stammten und dementsprechend Mühe bekundeten, sich in die bäuerliche Gemeinschaft Kriechenwils zu integrieren. Das 18. Jahrhundert gehörte der Müllerdynastie Räber, die ihren Besitz durch geschickte Kauf- und Heiratspolitik im Laufe der Jahrzehnte sukzessive ausbaute. 1760 schätzte man allein den Wert der Mühle auf 4350 Kronen. 1794 nahm mit dem Kauf der Mühle durch Jacob Küng von Walkringen eine zweite Familienära ihren Anfang. In der Königära, die bis 1910 dauerte, wurde 1810 neben der Mühle ein Bauernhaus erbaut und 1828 mit dem Neubau des Mühlekanals begonnen. Im selben Jahr wurde die baufällige Mühle durch einen Neubau ersetzt, der bis heute in seiner Substanz unverändert blieb. 1910 wurde das Wasserrad durch eine Turbin ersetzt. Zwei Jahrzehnte nach dem Ende der König-Ära übernahm mit Johann Flückiger der Vater des heutigen Mühlenbesitzers die Mühle.»
Erika Flückiger, Historikerin
Mühle und Müller von Schönenbühl, ein Rückblick in vergangene Jahrhunderte. Erika Flückiger, 1995/2011.
Biber Brütschen Badende. Eine Reise der Bibera entlang. Pascal Aebischer, Sandra Mumprecht, 2008.
Jüngere Geschichte der Mühle Schönenbühl: Arbeitsintegration
Nach Jahrhunderten klassischer Müllerei veränderte sich der Mühle-Alltag im Jahre 2000 grundlegend. Neu sollten in der Mühle Schönenbühl junge Menschen eine begleitete Tagesstruktur erhalten sowie erste Schritte Richtung Arbeitswelt tätigen können. Wie ist es dazu gekommen?
Am Anfang war die Idee von Fredi Küffer – dem damaligen Leiter des SAT-Projekts: Wir müssen unsere nicht arbeitenden Jugendlichen fit machen für die erste Arbeitswelt. Ein Tagesstruktur ist enorm wichtig für die psychische Stabilität unserer Klient*innen. Durch Zufall lernte Fredi Küffer den damaligen Müller in Schönenbühl Fred Flückiger kennen. Diesem schwirrte schon lange eine mögliche Übergabe des Müllereibetriebs an eine Stiftung durch den Kopf. Die Idee für einen etwas anderen Arbeitsplatz für Jugendliche konkretisierte sich. Fredi Küffer besichtigt daraufhin gemeinsam mit Rolf Büchler die Mühle. Bis Ende 1999 fanden Projektierungsarbeiten und Verhandlungen mit verschiedenen Seiten statt. Dabei konnte auch die Burgergemeinde Bern, welche als Trägerschaft des SAT-Projekts amtet, überzeugt werden.
Anfangs 2000 wurde die SAT-Mühle durch Rolf Büchler sowie einem jugendlichen Mitarbeiter eröffnet. Bald folgten Anpassungs- und Umbauarbeiten. Mit den Biobetrieben der Region wurden vollumfängliche Anbauverträge abgeschlossen, Läden und Bäckereien der Region Fribourg / Bern wurden kontaktiert. Das ganze Sortiment wurde durch Bio-Suisse zertifiziert.
Die jungen Menschen, die fortan in der Mühle arbeiteten kamen zunächst vor allem aus den WG’s des SAT-Projekts. Später folgten Zuweisungen aber auch von externen Institutionen.
2005 wurde 500 Jahre Mühle Schönenbühl gefeiert. Dazu erfolgte im August ein grosses Mühle-Fest, bei dem die Region Kriechenwil/ Schönenbühl stark einbezogen wurde und sogar Endo Anaconda mit Stiller Has aufgetreten ist.
Es erfolgten weitere Um- und Ausbauarbeiten: Der Lift wurde nach Suva-Vorschrift erneuert, das Lager vergrössert, die Silos eingebaut.
2010 feierte die SAT-Mühle ihr 10 jähriges Bestehen, wiederum mit einem grossen Fest auf dem Mühlevorplatz.
Im Dezember 2018 wurde der Name SAT-Projekt durch SORA für junge Erwachsene ersetzt.
Im Frühling 2022 wurde umgebaut und saniert: Neue Fassade, neues Dach.